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Wer moselfränkisch spricht, versteht halbwegs auch das Ripuarische, die Mundart, die man in Köln und Umgebung spricht. Beiden Dialekten gemeinsam ist, daß sie zur Mittelfränkischen Dialektgruppe zählen und neben den vielen Unterschieden eine Reihe von ähnlichen Begriffen aufweisen. Die Artikel und Fragepronomen ‚Datt' und ‚Watt' zum Beispiel gibt es in beiden Dialekten und das sind bei weitem nicht die einzigen Ähnlichkeiten. Wenig Probleme haben
moselfränkische Sprecher etwa mit den Liedtexten von BAP oder auch den ‚Bläck Föös', letztere sind besonders in Carneval-Zeiten mehr als gefragt und das nicht nur in Köln. Ein berühmtes Lied von dem Lokalkomponisten Hans Knipp thematisiert in carnevalesker Liedrhetorik, daß man doch besser den Dom ‚en Kölle' lassen soll, also nicht nur die ‚Kirche im Dorf', sondern das gotische Riesenbauwerk und Wahrzeichen Kölns im Carneval-seligen 'Riesendorf' doch bitte zu belassen: will heißen: Alles mal runterschrauben
und mit fastnächtlicher Gelassenheit angehen.
Um hier als Beispiel für muttersprachliche Vielfalt die Ähnlichkeit zwischen dem Kölner Ripuarischen und dem Moselfränkischen aufzuzeigen, wurde der Anfang dieses von der bereits erwähnten Gruppe ‚Blaäck Föös' sehr erfolgreich interpretierten Liedes zu einem Hinweis benützt, der vor dem Hintergrund dieses wohl typischsten Kölner Bauwerkes ein Plädoyer für die Mundart abgeben möchte. Das nachfolgend beigegebene Textbeispiel der Fassung von Hans Knipp wurde hierzu ins Moselfränkische übertragen und gipfelt
in der stolzen Verlautbarung, daß man trotzdem weiter ‚Platt' sprechen möchte.
Die erste Strophe des Originals in ripuarischer Mundart lautet
Mer losse d'r Dom en Kölle
Mer losse d'r Dom en Kölle,
denn do jehöt hä hin.
Wat soll dä dann woanders,
dat hät doch keine Senn.
In Moselfränkisch könnte das dann folgendermaßen heißen
Ma loßen de Doom in Kölln
Weil lòò geheeada hin
Watt soll dea dann wooannaschda
Datt hätt doch käänen Sinn
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Kurze Erläuterung der nummerierten Zonen des links dargestellten Rheinischen Fächers1. Niederfränkisch | 2- Limburgisch | 3. Ripuarisch | 4. Nördliches Moselfränkisch | 5. Südliches Moselfränkisch | 6. Rheinfränkisch (Quelle: Wikipedia[http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinischer_F%C3%A4cher]):
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Auch ohne sprachwissenschaftliche Ambitionen können wir im täglichen Umgang mit unseren Mitmenschen am Arbeitsplatz, in der Stadt, beim Einkaufen oder bei den verschiedensten Freizeitaktivitäten, wie auch beim Entdecken unserer nächsten Umgebung, der Pflege regionaler Traditionen, Bräuche und auch kulinarischer Erkundungen die Präsenz unserer Dialekte täglich erleben. Hier klingt es einmal luxemburgisch, dort mischt sich französisch
mit Platt oder die Bauhandwerker brüllen ihre Bedürfnisse nach Baustoffen oft in Mundart durch die Gegend. Wie nebenstehendes Bild zeigt, nehmen wir mit unseren beiden Mundarten nicht nur am Sprachkulturerbe der Menschheit teil, sondern gehören einer illustren Sprachfamilie mit engen verwandtschaftlichen Beziehungen. Das Sprachgebiet des Saarlandes ist dabei im Wesentlichen von den zwei sprachlichen Zonen, dem Moselfränkischen und dem Rheinfränkischen durchzogen, die beide Mundarten durch die sogenannte
'das'-'datt'-Linie voneinander trennt. Gleichzeitig entstanden in der mittleren Übergangszone Überlappungen beider Mundarten. Das eigentliche Saarländisch gibt es also gar nicht! Höchstens das Rhein- und das Moselfränkische und einige Zwischenzonen, da sich die Sprachgrenzen ständig verändern. Vor allem aber ist es der identitätsstiftende Charakter der Muttersprachen Mosel- und Rheinfränkisch, der in unserer Region grenzüberschreitend wirksam wird. Als Francique Mosellan
oder Rhénan überqueren die beiden Saarländischen Mundarten spielend die Grenze nach Lothringen oder auch in Richtung Luxemburg und sind mittlerweile wichtiges Kommunikationsmittel der kulturellen, der ökonomischen oder der touristischen Begegnung der Menschen, die in unserer Gegend leben oder die sie immer öfter besuchen.
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